5.11.11
[Voser 2007, Appendix J30-31], Entwürfe 1999/2000
Digitale Geodaten enthalten strukturierte Informationen über Zustände
der geografischen
Realität, d.h. Fakten, Planungen und Simulationen. Jegliche Information, d.h. jegliches
beschreibbares Element, welches vorgehalten ist, muss präzise festgelegt werden und in eine
interpretierbare Struktur abgebildet werden.
Um die Informationen über die Realität in eine wiederverwertbare Struktur abzubilden,
ist diese
vorerst aufzubauen. Doch es braucht verschiedene Schritte, um dahin zu gelangen.
Auf der kognitiven Ebene (intuitiv wahrnehmbar) steht die Semantik, d.h.
die Bedeutung und
Interpretation der darzustellenden Information in der festgelegten Auflösung oder Detaillierungsgrad
als Kombination aus Inhalt und Thematik, Geometrie und die damit verbundene Informations-
und Entitätsabgrenzung sowie der Objektbildung und der Attributierung. Dabei entsteht
auch
der Erfassungskatalog mit deren Erfassungskriterien.
Durch das Zusammentragen entsteht ein semantisches Netz der Objekte, deren Klassen
sowie
deren Abhängigkeiten und Beziehungen.
Diese Sammlung von Objekt- und Klassenbeschreibungen ist in ein formalisiertes,
systemneutrales Regelwerk abzubilden (z.B.
UML,
GML, INTERLIS). Diese Ebene, welche dem
Kunden kommuniziert werden muss als Bestandteil der Produkteinformation nennt man
konzeptuelles Modell. Es legt jegliche zu verwaltende Information fest. Das konzeptuelle
Modell
kann grob gesagt dem Entwurf der Kartenlegende mit den Minimaldimensionen gleichgesetzt
werden, jedoch unter dem Bewusstsein, dass wesentlich mehr Information modelliert und
festgehalten werden muss. Das konzeptuelle Modell entspricht der strategischen Ebene des
Informationsmanagements.
Von der technologischen Seite her werden Datenstrukturen in Software
und Datenbanken
aufgebaut. Diese stellen Datentypen bereit, welche die kleinsten Informationseinheiten
strukturieren, jedoch unabhängig von ihrem semantischen Inhalt. Man spricht dabei auch von den
Primitiven der Modellierung (Bausteine). Für Geodaten sind dies die geometrischen Primitiven
für Vektordaten, Topologie und Rasterdaten, die Attribute sowie die erlaubten Aggregationsformen
von Objekten, Klassen oder Themen. Die Datenstrukturen sind dem technologischen Wandel
unterworfen.
Zwischen dem konzeptuellen Modell und den Datenstrukturen steht das logische
Modell. Es ist
die auf der entsprechenden Technologie und Datenstrukturierung basierte Umsetzung des
konzeptuellen Modells. Darin werden die Daten bearbeitet und verwaltet.
Das konzeptuelle Modell sollte gegenüber technologischen Veränderungen
auf Ebene der
Datenstrukturen invariant (unveränderlich) aufgebaut werden, um die Langfristigkeit
zu
gewährleisten. Das logische Modell hängt von der verwendeten Technologie (Produkt, Datenstruktur
und Implementierung) ab [Voser 2000c].