6.11.11
[Voser 2007, S.89]
Geomatik ist eine moderne Disziplin im Umfeld von Wissenschaft,
Ingenieurswesen, Technologie
und Anwendung, welche raumbezogene Informationen (Geoinformation) auf systematisierter Basis
erfasst, verwaltet, analysiert, präsentiert und nutzbar macht unter Methoden und Werkzeugen von
Informationstechnologie und Kommunikation.
Geomatik umfasst im Kern die Disziplinen Informationstechnologie,
Vermessung und Geodäsie,
Kartografie, Geografische Informationssysteme (GIS), Fotogrammetrie und Fernerkundung, GPS,
und findet Einzug in alle Geowissenschaften wie z.B. Raumplanung, Geologie und Geophysik,
Umweltmanagement. Dabei wird eine interoperable Geodateninfrastruktur (GDI) aufgebaut, welche
auch in die Entscheidungsfindung von Politik, Verwaltung und Wirtschaft einfließt.
Das strategische Ziel der Geomatik ist die verbreitete
Nutzbarmachung von Geoinformation in der
Geodateninfrastruktur.
Geomatik bildete sich Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre in Kanada
und setzt sich begrifflich
aus Geo- (Erd-), Informatik zusammen. So wurden an kanadischen Universitäten
die Studiengänge
„Geodesy and Surveying“ in „Geomatic“ umbenannt, um den Einzug der Informatik
zum Ausdruck
zu bringen. Der Begriff Geomatic ist im englischsprachigen und teilweise auch im frankofonen stark
verbreitet. In Mitteleuropa wird er v.a. in der Schweiz verwendet, wo z.B. die Studiengänge des
Kultur- und Vermessungsingenieurs durch denjenigen des Geomatikingenieurs abgelöst wurden
und die Fachzeitschrift „Vermessung, Photogrammetrie und Kulturtechnik (VPK)“ in „Geomatik
Schweiz" umbenannt wurde. In Deutschland und Österreich trifft man eher auf den Begriff
Geoinformatik, welcher weniger umfassend ist (z.B. [Bartelme 2000, S.1]) und v.a. die
Technologie umfasst.
Die Geomatik stellt interoperable Werkzeuge zur Verfügung, welche
Abbilder der Realität in Form
von Modellen und danach strukturiert Geoinformation respektive Geodaten erfassen, bearbeiten,
analysieren und präsentieren können. Die Abbilder dokumentieren dabei die Vergangenheit (z.B.
Inventare), die Gegenwart oder Simulationen der Zukunft unseres Lebensraumes.
Prinzipiell braucht es für Geoinformation die folgenden Schritte [GITTA 2002]:
- Konzeptuelle Modellierung
- Umsetzung und Implementierung des
Modells
- Die Anwendung (Datenerfassung und
Datenanalyse)
- Unterhalt und Nachführung von Modell,
Daten und Werkzeug.
Die Geomatik benötigt zudem die informationstechnische Infrastruktur wie Geodatenbanken
sowie
Netzwerke und Werkzeuge für den Austausch und Nutzung von Geoinformation sowie weitere
Dienste wie Positionierungsdienste etc., wo die Interoperabilität (Kapitel 26) eine wichtige Rolle
spielt.
Werden Informationen über die Realität in eine Geodatenbasis abgebildet, so treten
verschiedene
Abstraktionsniveaus auf: die unterschiedlichen Ebenen der Kommunikation (Kapitel 25). Diese
werden im Folgenden betrachtet, um insbesondere die Bedeutung und Einbettung des
konzeptuellen Modells einordnen zu können. Das Ziel ist der Aufbau der Geodateninfrastruktur und
die verbreitete Nutzung von Geoinformation.